Manch ein Supply Chain Manager, Einkaufschef oder Logistikleiter wird in diesen Tagen beim Herbstspaziergang vielleicht nachdenklich, wenn ein Eichhörnchen den Weg kreuzt.
Mehrere tausend Nüsse und Zapfen kann so ein kleines Nagetier vor der Wintersaison sammeln – und hat damit genug Vorrat bis ins Frühjahr.
Im Trend: Local Sourcing, höhere Lagerbestände
In der Sprache der Logistik formuliert: Die Lieferketten des Eichhörnchens sind kurz, es bezieht seine Lieferungen aus regionalen Quellen, kümmert sich selbst um den Transport und hält einen Lagerbestand von mehreren Monaten vor. Und bei den Lagerplätzen – es sind viele – setzt es auf Redundanz und Sicherheit.
Eine solche Logistik-Strategie war jahrelang „out“. Global Sourcing mit möglichst knapper Lagerhaltung und entsprechend geringer Kapitalbindung war die Devise, Just-in-time-Lieferung das Ziel, und die Vorratshaltung nach dem Vorbild des Eichhörnchens alles andere als ein Vorbild.
Das hat sich geändert. Lange Lieferketten und geringe Bestände haben sich in den vergangenen zwei Jahren als kritisch erwiesen. Statt ´global und ´single´ soll das Sourcing jetzt ´local´ und ´multiple´ werden. Eine weitere Empfehlung der Logistik-Berater lautet: Aufbau von Lagerkapazitäten („bufffer stocks“)!
Neue Bedingungen
Diese Empfehlungen – die etwas an das Bevorratungskonzepts des Eichhörnchens erinnern – sind keine Modeerscheinungen, sondern Ergebnis von veränderten Bedingungen. Da ist einiges zusammengekommen, nicht nur coronabedinge Fabrik- und Häfenschließungen, sondern auch politisch motivierte Beeinträchtigungen (Brexit, Protektionismus), extreme Preissteigerungen und die drohende Knappheit von Rohstoffen und Energie. Insgesamt ist die Weltlage unsicherer geworden – „volatil“ ist das Schlagwort. Das sind Bedingungen, auf die sich die Supply Chain Manager einzustellen haben. Da können einige der Grundsätze, nach denen die Eichhörnchen sich auf den Winter vorbereiten, ein Vorbild sein.
Das Eichhörnchen als Vorbild für Logistiker
Davon abgesehen: Das Eichhörnchen lagert nicht chaotisch, sondern sortenrein ein – Haselnüsse und Walnüsse fein getrennt. Und: Fehlbestände werden nachhaltig genutzt. Nüsse und Zapfen, die es bis zum Frühjahr nicht findet, treiben aus und werden zu Bäumen. Auch das ist vorbildlich. Hochachtung also vor dem Eichhörnchen! Und wer jetzt die Änderung seiner Logistikstrategie plant, findet auf Messen wie der „Logistics & Automation“ sicherlich noch bessere Anregungen als beim Waldspaziergang.
Von:
Nicola Pavlovic, Marketing Project Manager, Easyfairs Deutschland GmbH, München