Laut einer aktuellen ifo-Studie (August 2021) leiden viele Unternehmen an Lieferengpässen auf der Zulieferseite, die im Extremfall zu Produktions- und Umsatzausfällen führen können.
Nicht nur Halbleiter sind knapp, sondern auch Kunststoffgranulat und Stahl. Zudem sorgen die Containerknappheit und die zeitweise Schließung großer chinesischer Häfen für heftige Turbulenzen, die Auswirkungen auf die gesamte Lieferkette haben. Zum Beispiel: Autohersteller stoppen immer wieder die Produktion (Halbleiter!), manches Bauprojekt stockt (Stahl und Holz fehlen), selbst Barbie-Puppen werden knapp (Kunststoff!). Und wer noch mit den gewünschten Materialien und Komponenten beliefert wird, muss teilweise saftige Preiserhöhungen schlucken.
Strategien gegen Lieferengpässe
Was planen die Industrieunternehmen in dieser Situation? Rund 44% von insgesamt 5.000 Befragten der ifo-Studie beabsichtigen, ihre Beschaffung zu ändern. Die Strategien sind unterschiedlich: Größere Unternehmen erweitern eher die Anzahl an Zulieferer, während kleine und mittelständische Unternehmen ihre Lagerhaltung erweitern möchten.
Mehr Lager!
Das werden die Hersteller von Lagertechnik gern hören. Sofern die Unternehmen nicht auf die „rollenden Lager“ auf den Autobahnen ausweichen, müssen sie wohl in Hardware investieren, um die Vorräte aufzustocken. Und selbst wenn die Regale und Stellflächen noch genug Platz hergeben, muss vielleicht die Peripherie, d.h. die Fördertechnik, erneuert werden und gegebenenfalls auch die IT-Infrastruktur.
Keine Alternative zu internationalen Lieferketten
Die Studie zeigte aber auch, dass es trotz der aktuellen Probleme in der internationalen Lieferkette nicht zu einer Rückverlagerung der Produktion nach Deutschland oder ins nahe gelegene Ausland kommen wird. Die ifo-Forscher halten das auch für richtig. Ihrer Meinung nach würde eine solche Rückverlagerung zu einem Rückgang der deutschen Wirtschaftsleistung um fast zehn Prozent führen. Eine Rückverlagerung der Produktion zu europäischen Nachbarn hätte ein Minus von 4,2% zur Folge. Es gibt also keine wirtschaftlich sinnvolle Alternative zur internationalen Arbeitsteilung, und das ist aus der Sicht der Logistik doch auch eine gute Nachricht.
Bessere Aussichten
Kommt der Trend zur Erweiterung der Lagerhaltung messbar in der Branche an? Der VDMA-Fachverband Fördertechnik und Intralogistik erwartet (Stand Anfang Juli 2021) für die deutschen Hersteller in diesem Segment des Maschinenbaus jedenfalls ein Wachstum von 10% gegenüber dem Vorjahr, das allerdings coronabedingt schlecht lief (minus 13%). In den ersten Monaten des Jahres lag der Auftragseingang sogar deutlich höher als im Vor-Corona-Jahr 2019. Die Aussichten sind also positiv. Bleibt nur zu hoffen, dass die Lagertechnik-Hersteller selbst keine Schwierigkeiten haben, ihre Rohstoffe und Zulieferkomponenten – vom Stahl bis zum Mikrochip – zu beschaffen.