Minimalist Drone

Im Buch „Qualityland“ von Marc-Uwe Kling (dem Autor der „Känguru-Chroniken“) gibt es eine ebenso unterhaltsame wie kritische Beschreibung der Logistik von morgen. Eine Drohne klopft ans Fenster und liefert ein Produkt, das man nicht bestellt hat und aktuell auch nicht benötigt. Die (sprechende) Drohne bitte dringlich darum, sie online gut zu bewerten. Eine Rücksendung oder Reklamation ist nicht möglich, auf dem Online-Formular ist kein Button dafür. Am nächsten Tag stellt man aber fest: Man braucht das Produkt tatsächlich, wusste es nur gestern noch nicht. Der Versender offenbar schon.

Ein solches Szenario ist (hoffentlich) auch in naher Zukunft nicht realistisch – die Lieferung per Drohne oder mit einem autonomen, mobilen Roboter auf der „letzten Meile“ vielleicht schon.

Einige Industrieunternehmen, zum Beispiel ZF in Friedrichshafen, haben schon vor Jahren versuchsweise Drohnen für den Materialtransport auf dem Werksgelände eingesetzt. Im Herbst 2024 gab es ein vom Landwirtschaftsministerium gefördertes Projekt zur Belieferung entlegener Ortschaften in Brandenburg. Und seit dem Frühjahr 2024 fliegen Drohnen im Linienverkehr in Lüdenscheid (das aufgrund einer dauerhaft gesperrten Autobahnbrücke tagtäglich von Staus geplagt wird) regelmäßig Waren auf festgelegten Strecken aus.

Wird sich das durchsetzen? Man wird sehen. Der Genehmigungsaufwand ist hoch, die Kosten ebenfalls.

Besere Chancen haben vermutlich Lieferroboter, die auf dem Boden bleiben und

(Paket-)Lieferungen vor allem in der City auf der „letzten Meile“ zum Empfänger bringen. Die Fahrzeuge sind im Fußgängertempo unterwegs, erkennen ihr Umfeld und können auch Bordsteine erklimmen.

Auch hier ist manches noch ungeklärt – zum Beispiel der Diebstahlschutz, das Risiko von Vandalismus und die Übergabe der Paketsendungen. Aber es spricht einiges dafür, dass zumindest in (ggfs. verkehrsberuhigten) Innenstädten künftig der Roboter vor der Tür steht, wenn man eine Bestellung aufgegeben hat – als personal- und kraftstoffsparende Alternative für die „letzte Meile“. Und geliefert wird dann auch nur, was der Kunde tatsächlich bestellt hat.

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